Brainfood, Fact Friday

#FactFriday: Wie wird eigentlich Seide hergestellt? Was ist Peace Silk? + vegane Alternativen zu Seide

[Fact Friday: Ein bisschen Bildung am Freitag // 2 Minuten Lesezeit] Seide war früher einer meiner liebsten Stoffe. Bis ich gecheckt habe, dass Seide ein tierisches Produkt ist, das aus Seidenraupen hergestellt wird. Seide ist eine tierische Faser, die in kleinen Drüsen im Maul des Seidenspinners entsteht. Darin wickelt sie sich ein und bildet einen schützenden Kokon. Irgendwann schlüpft dann daraus ein Schmetterling. Vor über 5000 Jahren wurde die Seidenraupe domestiziert, damit die Seide wirtschaftlich genutzt werden kann. Domestizieren bedeutet so viel wie zähmen. Man macht aus der Wildform eines Tieres oder einer Pflanze etwas neues, ein Haustier beispielsweise. Dieses ist jedoch in der Natur nicht mehr überlebensfähig. Der Maulbeerspinner kann weder fliegen, noch alleine überleben. Er wurde auf Hochleistung gezüchtet.

Gruselige Vorstellung: Seide besteht aus Raupenkokons

Um den Kokon unbeschädigt ernten zu können, wird der natürliche Entwicklungskreislauf des Tieres unterbrochen und der Seidenspinner wird bereits in der Phase des Puppens (also während er im Kokon ist) in kochendes Wasser geworfen, damit man den Kokon unbeschädigt „ernten“ kann. Denn würde man warten, bis sie von alleine schlüpfen, wäre der Kokon beschädigt und die Seide hätte nicht die allerbeste Qualität. Nach dem abkochen werden die Seidenfäden zu Garn aufgerollt. Das geschieht entweder händisch oder maschinell. Danach steht das Färben auf dem Programm und das versenden an die Bekleidungsindustrie in der ganzen Welt. Seide wird übrigens hauptsächlich in China, Indien und Usbekistan gezüchtet.

„Seide macht 0,2 Prozent der Textilfasern aus. Da jedoch für 1 Gramm Seide etwa 15 Tiere getötet werden, kosten die weltweite jährliche Produktion von knapp 200.000 Tonnen Seide etwa 2,8 Billionen Raupen das Leben.“

Natürlich wird, wie fast überall, nochmal extra zwischen Bioseide und herkömmlicher Seide unterschieden. Bioseide kommt ohne Düngemittel, Pestizide, wachstumsfördernde Substanzen und einfach allem aus, was im Endeffekt niemand auf seiner Haut tragen möchte. Aber auch wenn die Raupen hochwertigeres Futter bekommen, müssen sie am Ende für eine Bluse sterben.

Peace Silk

In der Eco-Bekleidungsbranche habe ich nun schon hin und wieder erlebt, dass Peace Silk verwendet wird. Peace Silk bedeutet ganz einfach, dass die Vollendung der Metarmorphose der Seidenraupe zum Schmetterling nicht unterbrochen wird. Peace Silk wird auch gewaltfreie Seide oder Ahimsa Silk genannt und wird unter strengen ökologischen und sozialen Standards in Indien hergestellt. Die Bäume, in denen die Raupen wachsen und ihre Kokons spinnen, werden nicht mit Chemikalien behandelt. Sobald die Kokons gesponnen wurden, werden sie „gepflückt“ und an einem sicheren Ort aufbewahrt, dort können sie innerhalb der nächsten 2-4 Wochen schlüpfen und ihr Leben als Schmetterling weiterleben. Die Kokons werden dann schonend weiterverarbeitet. Im Normalfall werden dabei keine chemischen Stoffe eingesetzt. Im Vergleich zu echter Seide ist die Struktur ein wenig unregelmäßiger und manchmal auch etwas gröber.

Vegane Alternativen zu Seide

Es gibt einige Fasern, die eine wunderbare, vegane Alternative zu Seide abgeben und teilweise ähnliche temperaturregulierende Eigenschaften besitzen, genauso robust sind, ebenfalls eine hohe Feuchtigkeitsaufnahme bieten und sich zum verwechseln ähnlich anfühlen.

Sojaseide

Bei der Tofuproduktion fällt Sojaprotein als Nebenprodukt an. Dieses kann zu einer seidenähnlichen Faser weiterverarbeitet werden. Sie hat, genau wie herkömmliche Seide, eine leicht glänzende, glatte und weiche Struktur, hat eine hohe Feuchtigkeitsaufnahme und ist temperaturregulierend.

Pima-Baumwolle

Peruanische Pima-Baumwolle wird vegane Seide genannt, denn sie ist die Königin der Baumwolle. Widerstandsfähiger, besonders fein, weich und luftig.

Agavenseide

Agavenseide, ursprünglich Sabra-Seide, wird aus der Agavenpflanze gewonnen, in Marokko per Hand verarbeitet und verwebt. Die Seidenfäden entstehen, indem man Agavenblätter in Wasser einlegt.

Bambus

Bambus gibt ein weiches, glänzendes Garn. Gewonnen aus dem Bambus-Zellstoff wirkt es temperaturregulierend. Wärmend bei kühleren Temperaturen und kühlend bei Wärme. Diese Eigenschaft ist typisch für echte Seide.

Modal 

Auch Modal ähnelt Seide sehr. Es fühlt sich teilweise fast genauso an, jedoch wird es nicht aus Raupen, sondern aus Buchenholz hergestellt. Die Späne werden in Natronlauge gekocht und somit löst sich die Cellulose, die den Grundstoff für den Spinnvorgang bildet, aus dem Holz. Modal kühlt, absorbiert Feuchtigkeit, fällt fließend, knittert kaum und hat einen natürlichen Glanz.

Tencel

Tencel hat ähnliche Eigenschaften wie Modal. Wie seidig Tencel wird, entscheidet sich im Produktionsprozess. Je nachdem, wie man Tencel verarbeitet, kann eben auch ein typisch seidiger Griff simuliert werden. Tencel ist reißfest, sehr strapazierfähig und kann Feuchtigkeit sehr gut aufnehmen.

 

Quellen:

Peta

Vegane Alternativen zu Seide – enorm magazin

Sojaseide – glore.de

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9 Comments

  • Reply Maggi 21. Juli 2019 at 3:31 pm

    Hallo, welcher Stoff ist denn besonders gut geeignet, damit der Haut und den haaren nicht die feuchtigkeit entzogen wird? LG

  • Reply Abby 24. April 2019 at 5:48 pm

    Wieder mal etwas gelernt! Vielen Dank für diese tolle Zusammenfassung. Jedes Mal fühle ich mich nach dem Besuch deiner Webseite ein Stückchen schlauer als vorher!

  • Reply Ilsemarie 5. April 2019 at 6:39 pm

    Liebe Justine,
    vielen Dank für Deinen tollen Artikel
    Ich habe vor vielen Jahren gerne Seide gekauft und
    nun weiß ich endlich welche Alternativen es gibt.
    Vielen Dank und ein schönes Wochenende
    Herzliche Grüße
    Ilsemarie

    • Reply Justine 8. April 2019 at 5:06 pm

      Danke dir für dein Feedback Ilsemarie 🙂 Klasse, dass du keine echte Seide mehr kaufst!
      Liebe Grüße, Justine

  • Reply Anna 5. April 2019 at 6:08 pm

    interessanter Artikel! Die Reihe gefällt mir richtig gut!

    • Reply Justine 8. April 2019 at 4:59 pm

      Danke dir Anna, das freut mich sehr 🙂

  • Reply Christine 5. April 2019 at 4:15 pm

    Hey liebe Justine,
    ich wusste gar nicht dass es so viele Alternativen zu herkömmlicher Seide gibt. Da müsste es ja für die Textilbranche ein leichtes sein herkömmer Seide den Rücken zu zukehren und auf Alternativen umzusteigen. Vor ca. einem Jahr hab ich mir ein Shirt aus Tencel gekauft – aber ehrlich gesagt nie einen Vergleich zu Seide gezogen. Jetzt wo du von Tencel als Seide-Alternative schreibst, fällt mir erst auf wie ähnlich sich diese beiden Materialien sind. Ich finde Tencel fühlt sich wirklich sehr angenehm an auf der Haut.
    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende wünsche ich dir.
    Christine
    https://uponmylife.de

  • Reply Claudia 5. April 2019 at 12:15 pm

    Toller Artikel! Ganz wichtige Info für alle, die tierleidfrei leben wollen!

    • Reply Justine 5. April 2019 at 2:57 pm

      Danke dir Claudia für dein Feedback! Happy weekend 🙂
      Liebe Grüße, Justine

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