Wusstest du, dass der Meeresspiegel von 1880 bis 2013 um insgesamt 23 Zentimeter und die Temperatur um 0,8 Grad gestiegen ist? Durch die globale Erwärmung dehnt sich nicht nur das Meerwasser aus. Auch Gletscher und Eisschilde schmelzen aufgrund der steigenden Lufttemperatur. Der Klimawandel lässt grüßen. Schauen wir uns zuerst einmal das Meereis näher an.
Der Volumenverlust des Meereises der Arktis liegt von 1979 bis 2016 bei 77%. Flächenmäßig liegt der Verlust im gleichen Zeitraum bei 43%. Das wiederum entspricht dem jährlichen (!) Rückgang einer Fläche, die größer als Österreich ist.
Das hat viele Folgen. Eine ist die sogenannte Albedo-Rückkopplung. Ich hatte euch ja hier genauer erklärt, wie die Erderwärmung von Statten geht. Die meisten Strahlen der Sonne gehen durch die Atmosphäre, landen auf der Erde und werden reflektiert. De facto reflektiert Schnee mehr Einstrahlung als beispielsweise eine Wiese oder die dunkle Fläche (Meer oder Gestein) die freigelegt wird, wenn Eis schmilzt. Der Anteil der reflektierten Strahlung wird Albedo genannt. Mehr Eis schmilzt, weniger Strahlung wird zurück ins Weltall reflektiert, wodurch sich die Erde stärker erwärmt. Das nennt sich Eis-Albedo-Rückkopplung und das verrückte daran ist, dass das schmelzende Eis bereits eine Folge des Klimawandels ist und dieser wiederum löst die Rückkopplung aus, was man auch als einen sich selbst verstärkenden Prozess bezeichnen könnte. Es wird dadurch deutlich mehr Wärme vom Ozean aufgenommen und dadurch wiederum schmilzt das Eis nochmals schneller. Das ist der furchtbare Teufelskreis der Klimaerwärmung
Doch es schmilzt nicht nur das Meereis, sondern eben auch Gletscher und Eisschilde. Ein Eisschild ist eine mit Eis bedeckte Fläche von mehr als 50.000km2 und aktuell gibt es davon zwei, den Antarktischen und den Grönländischen. Es wird schon seit Jahren sehr intensiv beobachtet, wie sich Landeis und Meereis verabschieden oder verkleinern. Der Grönländische Eisschild bedeckt fast die gesamte Landfläche Grönlands und ist an manchen Stellen mehrere Kilometer (!) dick (nicht lang). Durch das Schmelzen der Eisschilde steigt natürlich ebenfalls der Meeresspiegel. Wenn wir uns vorstellen, dass der Grönländische Schild komplett verloren geht, dann würde sich der Meeresspiegel allein dadurch um 7 Meter erhöhen. Bisher bewegen wir uns zwar „nur“ im Millimeterbereich, aber das ist bereits schlimm genug. Von 2002 bis 2016 haben wir bereits jährlich 280 Milliarden (!!!!!) Tonnen Eis verloren, was zu einem jährlichen Anstieg von 0,8mm führt, Tendenz steigend. Dann gibt es noch den größten Eisschild der Welt: Die Antarktis. Wenn dieses Eisschild komplett schmelzen würde, dann würde der Meeresspiegel um 58 Meter ansteigen. Hier konnte man von 2003 bis 2016 einen jährlichen Massenverlust von 141 Milliarden Tonnen Eis beobachten. Zusammenfassend kann man sagen, dass das Landeis einen wesentlich höheren Einfluss auf den Anstieg des Meeresspiegels hat, als Meereis, denn im Gegensatz zum Landeis, befindet sich dieses ja bereits im Wasser.
Ich habe mir die Reportage Chasing Ice auf Netflix angeschaut. Sie ist von 2012, aber zeigt trotzdem sehr deutlich, wie krass die Veränderung in Grönland und der Antarktis ist. Heutzutage fällt mehr Eis ins Wasser als jemals zuvor. Durch den Film kann ich mir die Massen an Eis, die wir verlieren, viel besser vorstellen. Ein Gletscher, der bspw. 1984 noch gigantisch war, ist nun 18km kürzer und viel dünner. Gletscher sind zehntausende Jahre alt und sterben nun innerhalb weniger Jahre. Besonders erschreckend finde ich diese Beobachtung: In Canada gab es 1958 noch 1400 Gletscher. Vier davon haben sich vergrößert, über 300 sind verschwunden. Der Rest ist kleiner oder gleichbleibend.
Es werden auch Prognosen abgegeben: Wir müssen in den kommenden Jahrzenten einen Meeresspiegelanstieg von 45cm bis 90cm befürchten. Dann müssten sich 150 Millionen Menschen einen neuen Lebensraum suchen. Die Auswirkungen von Hurrikanen und Taifunen werden verstärkt, denn je mehr Wasser es im Meer gibt, desto mehr Wasser wird an die Küste gedrückt. In den letzten 20 Jahren haben Arizona und New Mexico 20% der Waldgebiete verloren. Tiere sterben heute 100x schneller aus, als noch vor 1000 Jahren. Wir können ein Massenaussterben von 2/3 bis 1/2 der Arten, die auf dem Planeten leben, erwarten. Es wird betont, dass wir am Rande einer Krise stehen und das endlich etwas passieren muss.
Quellen:
Dokumentation: Chasing Ice auf Netflix
Kleine Gase, große Wirkung – Der Klimawandel von David Melles & Christian Serrer. Das Buch gibt einen umfassenden Einblick in den aktuellen Stand des Wissens. Unterstützt wurden die beiden Autoren von über 100 Wissenschaftler*innen.
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