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Was ich bei der Wildkräuterwanderung gelernt habe (und warum du auch eine machen solltest)

Punkt 56 auf meiner Bucketlist für mein Leben: Zur Kräuterhexe werden. Ich finde es so spannend, was auf Wiesen, Feldern und im Wald wächst. Bis vor etwa 10.000 Jahren haben sich Menschen ausschließlich von genau diesen Wildkräutern, Beeren und Fleisch ernährt. Da wurde nix angebaut. Sie wussten, was vor ihrer Haustür wächst, wie man es zubereitet und welche Heilzwecke die jeweiligen Pflanzen haben. Wildkräuter wachsen ganz ohne zutun vom Menschen. Sie müssen sich deshalb effiziente Strategien überlegen, um ihr Überleben zu sichern. Denn da sind keine Bauern und Bäuerinnen, die sich um sie kümmern, von Unkraut aka Beikraut oder sonstigem befreien. Wildkräuter bestehen aus primären und sekundären Pflanzenstoffen. Diese sekundären Pflanzenstoffe sind besonders spannend, denn genau die Bildung dieser Stoffe dient der Konkurrenzfähigkeit. Bitterstoffe werden beispielsweise gebildet, um sich vor Fraßfeinden zu schützen.
Senföle wiederum schützen vor Viren und Bakterien. Um ihr Überleben zu sichern, haben Wildkräuter ganz einfach haufenweise gute Sachen entwickelt, die auch wir Menschen uns zu Nutze machen (können). Wildkräuter enthalten eine besonders hohe Dosis an Vitaminen und Mineralstoffen, so ist beispielsweise in Brennnessel fast 3x so viel Kalzium, wie in Grünkohl und im Huflattich steckt 4-5x so viel Magnesium, wie im Feldsalat. Sie können als Heilmittel, Nahrung oder auch in der Kosmetik verwendet werden. Jedenfalls bin ich gerade sooo wissbegierig in Sachen Wildkräutern und top motiviert mehr und mehr darüber zu lernen. Eine Kräuterwanderung zu machen stand bereits letztes Jahr auf meiner Bucketlist und letzte Woche habe ich es endlich getan: Teilgenommen an einer Wildkräuterwanderung. Oder eher einem Spaziergang auf der Donauinsel. Die Wanderung wurde von Blatt & Dorn organisiert. Valerie kann ich euch sehr ans Herz legen in Sachen Workshops rund um Naturkosmetik und Kräuterkunde. Jedenfalls haben wir in etwa 4,5 Stunden so viel interessantes gelernt, dass ich euch einfach unbedingt daran teilhaben lassen möchte. Ich kann euch nur empfehlen, auch mal eine Kräuterwanderung zu machen. Es ist einfach großartig, mehr über Heilpflanzen zu lernen, die gratis und komplett zero waste in unseren Parks, Wäldern und auf Wiesen wachsen. Solche Wanderungen gibt’s übrigens in jeder Stadt. Einfach mal „Kräuterwanderung“ + „Name deiner Stadt“ bei Ecosia eingeben.

Disclaimer: Ich kann nicht auf jedes kleine Detail eingehen bezüglich Erkennung der Pflanze, Verwechslung mit anderen Pflanzen, Blütezeit und Zubereitung. Wenn euch eine Pflanze interessiert, findet ihr online oder in Büchern ganz, ganz viel Information dazu. Wenn ihr Wildkräuter pflücken möchtet, empfehle ich euch keinesfalls an Straßenrändern (Feinstaub und Co) zu sammeln. 

Bei der Kräuterwanderung war auch die liebe Ulli von Cookies & Style dabei! Hat mich total gefreut, sie wiederzusehen.

Bitterstoffe

Von Valerie wurde ich auch wieder erinnert, wie wichtig es ist, dass wir Bitterstoffe zu uns nehmen. Bitterstoffe sind super gesund und früher hat man ganz automatisch genug davon zu sich genommen. Doch mit der Zeit wurden diese Bitterstoffe aus unseren Pflanzen herausgezüchtet, da der Mensch ganz einfach ungern bitter isst. Die Bitterstoffe schmieren und ölen – einfach gesagt – unseren Verdauungsapparat. Denn bereits wenn du Bitterstoffe im Mund hast und sie zerkaust (bspw. Löwenzahnblätter), dann wird mehr Speichelsaft produziert und dein Körper weiß nun, dass da Bitterstoffe im Anmarsch sind. Im weiteren werden mehr Verdauungssäfte produziert und somit wird die ganze Verdauung positiv stimuliert. Es gibt einige Pflanzen, die Bitterstoffe enthalten. Echt spannend. Diesbezüglich werde ich auch nochmal intensiver recherchieren.

Kleiner Wiesenknopf

Als erstes haben wir den kleinen Wiesenknopf näher betrachtet. Diese Pflanze fand ich ehrlich gesagt von allen am uninteressantesten haha, aber ihre Heilwirkung ist immens! Man kann den Wiesenknopf als Tee, Tinktur oder Wildgemüse zubereiten. Der kleine Wiesenkopf kann bei Entzündungen der Atemwege, zur Stärkung der Leber und des Magens, Förderung der Verdauung, bei Durchfall oder starken Regelschmerzen eingesetzt werden.

Wiesen-Thymian

Dann haben wir den wilden Thymian entdeckt. Auch Quendel genannt, ist er sozusagen der Wiesen-Thymian. Er schmeckt sehr intensiv und hat unserer Paste, die wir später zubereitet haben, die perfekte Würze gegeben. Das ist eine meiner absoluten Lieblings-Wildpflanzen.

Spitzwegerich

Spitzwegerich kannte ich vom Namen, aber gewusst wie er aussieht hätte ich nie im Leben! Es ist total verrückt, aber der Kopf des Spitzwegerich (sorry, habe kein Foto davon gemacht) schmeckt nach Pilz! So lecker. Die Pflanze ist vollgepackt mit Schleimstoffen, Bitterstoffen, Flavonoiden, Vitamin C, Kalium und vielem mehr. Wenn man die Blätter des Spitzwegerich auf einem Insektenstich verreibt, hört das Jucken sofort auf. Spitzwegerich ist primär eine Heilpflanze bei Husten und Bronchialerkrankungen (auch wenn die Köpfe richtig lecker waren in unserer Paste) und wirkt schleimlösend, entzündungshemmend und hustenlindernd. Die Blätter fand ich nicht so spannend wie den Pilzkopf. Diese eignen sich jedoch wunderbar für Suppen, Salate und Smoothies. 

Holunder

Den Holunder haben wir natürlich auch näher unter die Lupe genommen. Er beginnt langsam aber sicher richtig schön zu blühen. Wir haben uns auch Holunder mit nach Hause genommen und gesunde Limo daraus gemacht. Alex‘ hat nach einem Rezept von Valerie einen Wiesen-Dudler gemacht. Der wurde auch richtig gut. Yummy! Holunder wirkt als Heilpflanze (bspw. als Tee oder Tinktur) schweißtreibend, entgiftend, fiebersenkend, schleimlösend bei Husten und als Stärkung für das Immunsystem. In der Küche kann man wie gesagt ganz wunderbar Limonaden daraus machen, Holler-Sirup oder Holunder-Pfannkuchen. Die hat sich Alex am Wochenende auch gleich noch gemacht, haha. Ich glaube so motiviert wie letztes Wochenende stand er noch nie in der Küche. Ich finde es total schön, dass er mitgegangen ist. Ich hätte nicht erwartet, dass er es so spannend findet wie ich.

Alex auf der Suche nach Holuuuunder.

Brennnessel

Die gute, alte Brennnessel haben wir natürlich auch gefunden. Die habe ich ja letztes Jahr schon für mich entdeckt. Brennnessel ist irre gesund und sollte definitiv Teil unserer Frühlings- und Sommerküche sein. Ein Guide zum Thema Brennnessel folgt auf jeden Fall. Wusstest du, dass in Brennnesseln über 6x mehr Vitamin C steckt, als in einer Zitrone?

Rotklee

Auch Rotklee habe ich letztes Jahr bereits begeistert gesammelt – die Blüten! – und mir frischen Tee daraus zubereitet. Ab in heißes Wasser, ein paar Minuten ziehen lassen und fertig ist der Zero Waste Rotklee-Tee. Er wirkt abwehrstärkend, harntreibend und entschlackend. Gegessen habe ich ihn letztes Wochenende zum ersten Mal in unserer Kräuterpaste! Er eignet sich auch wunderbar als hübsche Deko für Salate und Aufstriche. Auch interessant: Rotklee versorgt den Boden auf natürliche Weise mit Stickstoff.

Giersch

Als Nächstes haben wir Giersch entdeckt. Der wuchs auf der Donauinsel wie Unkraut und genau das ist er für die meisten: Unkraut. Er verbreitet sich sehr schnell und ist deshalb bei Gärtner*innen nicht so beliebt. Giersch ist bekannt dafür, dass er harntreibend wirkt und bei Giecht und Rheuma helfen kann. Eine Kursteilnehmerin hat erzählt, dass Giersch ihr tatsächlich bei ihrer Gicht hilft, da er die Harnsäure ausspült. Krass, oder? Die Natur steckt einfach voller Heilkräfte. Giersch ist vollgepackt mit Flavonoiden, Kalium, ätherischen Ölen, Kalzium und Vitaminen und kann als Tee, Tinktur oder Wildgemüse zubereitet werden.

Ackerschachtelhalm

Der Ackerschachtelhalm ist besonders spannend für all jene, die etwas gegen Haarausfall, brüchige Nägel, schlaffes Gewebe (haha wie das klingt), Cellulite und Co tun möchten. Er stärkt das Gewebe und wirkt außerdem entgiftend und hilft bei Blasen- und Nierenleiden. Er ist vollgepackt mit Kieselsäure, Kalium und Flavonoiden. Interessant: Er hat keine Blüten. Alle Pflanzen, die blühen, sind in Co-Evolution mit Insekten entstanden. Der Ackerschachtelhalm vermehrt sich ungeschlechtlich. Den Halm gab es schon zur Zeit der Dinosaurier. Damals wurde er jedoch 30 Meter hoch! Crazyyy.

Gerade beim Ackerschachtelhalm ist es wichtig, sich zu erkundigen, mit welchen Halmen Verwechslung möglich ist. Bitte vorher schlau machen!

Gundelrebe

Ein sehr spannendes Kraut ist die Gundelrebe. Eine Sache, die ihr garantiert nicht wusstet: Bevor Bier aus Hopfen gebraut wurde, wurde es aus der Gundelrebe gebraut. Da Bier meist in Klöstern gemacht wurde, musste auf eine andere Pflanze umgesattelt werden, denn die Gundelrebe wirkt luststeigernd! Sie ist verwandt mit der Minze, Thymian und Oregano, schmeckt super würzig und besonders die Blätter und die Blüten eignen sich wunderbar, um als Heilpflanzen verwendet oder in der Küche verarbeitet zu werden.

Wilder Salbei

Wir haben auch die Wildform vom Salbei entdeckt. Normalerweise ist diese wilde Form immer heilstärker, als die gezüchtete Form. Beim Salbei ist das anders. Die Zuchtform, die wir heute kennen, wirkt stärker, als die Wildform.

Löwenzahn

Last but not least, der Löwenzahn. Völlig unterschätzt, verwendet ihn fast niemand für Salate, Tees und Co. Man ist einfach so gewöhnt, dass er überall wächst, dass man ihn gar nicht als gesundes, leckeres Wildkraut wahrnimmt. Super schade, denn es lohnt sich! Er macht sich so gut in Salaten und hat eine starke Wirkung auf unseren Verdauungsapparat. Die oben erwähnten – irrrree gesunden – Bitterkräuter stecken im Löwenzahn zuhauf. Wenn du deinem Darm was gutes tun willst, pflück dir doch immer mal wieder Löwenzahn und verarbeite ihn zu einem leckeren Sommersalat. Bei Blasenerkrankungen kann er ebenfalls unterstützend wirken.

Wenn ihr sammeln geht, lohnt es sich, ein feuchtes Geschirrtuch mitzunehmen, sonst sind die Wildpflanzen zuhause schon wieder halb vertrocknet.

Falsche Kapern

Valerie hat uns gezeigt, dass sie aus Blütenknospen – unter anderem aus Löwenzahnblüten – falsche Kapern hergestellt hat. In Essig eingelegt schmecken sie ähnlich wie echte Kapern, nur irgendwie blumiger, würziger, anders!

Wildkräuterpaste & Picknick

Wir haben uns dann gegen Ende hin alle zusammen an einem gemütlichen Tisch versammelt und Wildkräuterpaste aus unseren gesammelten Schätzen hergestellt. Die wurde ultra lecker und würzig! Einfach alles zerkleinern und Olivenöl, Knoblauch und Salz hinzufügen.

In sehr guter Gesellschaft

Alex hat einen neuen Freund gefunden! Super süß, oder?

 

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7 Comments

  • Reply Sexy PG1688 1. Januar 2023 at 6:01 pm

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  • Reply Karo 28. Mai 2019 at 9:36 am

    Superschöner Beitrag! Ich habe meiner Mama vor 2 Jahren eine Wildkräuterwanderung in Köln geschenkt und vor 2 Wochen eine Teekräuterwanderung i.d.N. von Düsseldorf gemacht. Finde es auch so faszinierend was die Natur hergibt und könnte den Geschichten der Kursleiterinnen Stunden zuhören. Leider bleibt es mir nicht so lange im Gedächtnis und dann kommt doch wieder was dazwischen, aber die Idee mit der Paste ist grandios! Wird nächstes Mal auch gemacht 🙂

    • Reply Justine 29. Mai 2019 at 9:35 am

      Hi liebe Karo, danke dir für deine liebe Rückmeldung 🙂 Klingt großartig! Von einer Teewanderung hab ich zuvor noch nie gehört. Viel Freude beim ausprobieren der Paste!
      Alles Liebe, Justine

  • Reply Christine 27. Mai 2019 at 10:50 pm

    Wow, was für ein informativer Beitrag. Ich bekomme gerade Lust sofort raus zu gehen und Kräuter zu sammeln. Das ist definitiv ein Fachgebiet von dem ich noch gar nichts weiß. Viele Dank für deine Beschreibungen und Bilder – ich hätte es nicht gedacht, aber als Dorfkind habe ich viele der Pflanzen schon oft gesehen, aber nie beachtet.
    Liebe Grüße, Christine
    https://uponmylife.de

    • Reply Justine 29. Mai 2019 at 9:36 am

      Super gerne Christine! Das freut mich. Ich will auf jeden Fall noch viel mehr darüber erfahren. So spannend! 🙂
      Liebe Grüße, Justine

  • Reply Maren 27. Mai 2019 at 8:43 pm

    Toller Post, ich bin auch schon länger Kräuterfan und hab neulich mal wieder eine Kräuterwanderung bzw. -fahrradtour gemacht. Was du Gundelrebe nennst, kenne ich als Gundermann – wieder einen neuen Namen gelernt. Was mir aber schon bei deinen Instagramstories aufgefallen ist und mega wichtig ist anzumerken: Wenn man keine geführte Wanderung macht und auf eigene Faust losgeht, sollte man echt vorsichtig sein. Kräuter nahe vielbefahrenen Straßen sind wegen der Abgase belastet. Und bei Wiesen sollte man sich vorher informieren, ob sie nicht doch gespritzt werden!
    Liebe Grüße, Maren

    • Reply Justine 29. Mai 2019 at 9:37 am

      Hi liebe Maren, danke dir für deine liebe Rückmeldung 🙂 Oh ja! Da hast du auf jeden Fall recht. Das hab ich noch ergänzt. Ganz liebe Grüße, Justine

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