Brainfood, Fact Friday

Fact Friday: Was ist eigentlich Permakultur?

[Fact Friday: Ein bisschen Bildung am Freitag] Ich interessiere mich nun schon seit einigen Wochen für Permakultur und wollte auch schon die ganze Zeit einen Fact Friday darüber schreiben. Den letzten Anstoß hat mir dann ein großartiger Artikel in dem aktuellen Werde-Magazin gegeben. Dort wird ein Ehepaar aus Frankreich vorgestellt, das nach den Prinzipien der Permakultur anbaut. Ich sag’s euch, die Permakultur ist die Anbauweise der Zukunft, die unsere Welt ein bisschen retten kann. Was da alles möglich ist und wie sehr Bauern und Bäuerinnen schwärmen, die nach den Konzept der Permakultur anbauen, ist unfassbar! Je mehr ich darüber lerne, desto faszinierter bin ich.

„Wir bauen so platzsparend an, dass 1000 Quadratmeter ausreichen, um einen Arbeitsplatz zu finanzieren“, erklärt Perrine Hervé-Gruyer. „Im herkömmlichen Bioanbau ist dazu ein Hektar nötig. Also das zehnfache.“

Krass, oder? Das ist wirklich verrückt. Aber alles der Reihe nach. In der Permakultur geht’s nicht nur darum, auf möglichst kleinem Platz, möglichst viel und ertragreich anzubauen. Das ist eher eine logische Schlussfolgerung dieses ganzheitlichen und nachhaltigen Gestaltungskonzepts. 

Also, was ist Permakultur?

Permakultur („dauerhafte Landwirtschaft“) ist ein nachhaltiges Konzept, das sich sowohl für den Gartenbau, als auch für den professionellen Landbau eignet. Im kleinen kann man es sogar auf dem Balkon anwenden. Der nachhaltige Ansatz der Permakultur zielt darauf ab, Kreisläufe und Ökosysteme der Natur zu beobachten und nachzuahmen. Ziel ist es, sich selbst erhaltende und regulierende, naturnahe Systeme zu kreieren. Erfunden wurde das Konzept vom Australier Bill Mollison, in Zusammenarbeit mit David Holmgren. Die beiden wurden dafür 1981 mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Die Idee ist ja auch wirklich grenzgenial und sowas wie ein Gegenentwurf zur industriellen Landwirtschaft. Die Permakultur bringt hohe Erträge, jedoch, im Gegensatz zur industriellen Landwirtschaft, in Harmonie mit der Natur. Die Artenvielfalt und die Fruchtbarkeit des Bodens wird gefördert und das Klimagas CO2 aus der Luft gefiltert. Monokulturen sucht man bei dieser Form des Anbaus vergebens. Alles wächst wild übereinander, ineinander und nah beinander. Ich wünschte, ihr könntet die Fotos aus der aktuellen Werde sehen. Ein Traum! Genau so wild, verwunschen und wunderschön soll später mein Garten erblühen. Kommendes Jahr werde ich aber bereits auf Balkonien experimentieren.

Doch auch ethische Grundsätze wurden ganz klar formuliert. Sie stehen sogar im Zentrum. „Sorge für die Erde. Sorge für die Menschen. Begrenze Konsum und Wachstum und teile Überschüsse.“ Ist das nicht wunderschön? So wie es eben sein soll. Für Mensch und Natur soll dauerhaft Entfaltung möglich sein. Den Grundsatz der Permakultur lässt sich also auf alles ausweiten. Ob in der Schule, in Unternehmen, in der Politik, im Alltag, im familiären Miteinander oder eben im Garten.

„Als Vorbild gilt uns ein natürlicher Wald. Dort leben viele Tiere und Pflanzen, die mehrere Funktionen haben und miteinander in Wechselwirkung stehen.“ – Perrine Hervé-Gruyer

Ein Garten, der nach Permakultur angebaut wird, schaut wild und üppig aus. Die Pflanzen gedeihen und wachsen wie wild umeinander und miteinander. Es geht darum, gemeinsam wachsen zu lassen, was sich perfekt ergänzt. Beispielsweise wächst Basilikum besonders harmonisch in Kombination mit Tomaten. Der Basilikum ist unten, geschützt, im Schatten, die Tomaten wenden sich der Sonne zu. Alles wächst nah beinander. Charles erzählt, dass eine Arbeitsstunde auf der Farm doppelt oder dreimal so viel Verdienst abwirft, wie konventionell bewirtschaftete Flächen. Außerdem wird alles genutzt. Die Pflanzenabfälle dienen als Futter für die Hühner. Diese wiederum prouduzieren Kompost, der das Wachstum der Pflanzen fördert. (Natürlich kann man das Konzept der Permakultur auch ohne Tiere ausführen.) Die Abfälle des einen werden somit zu den Ressourcen der anderen, egal ob es sich um Mulch, Stroh, Küchenabfälle oder Rasenschnitt handelt. In der angewandten Kreislaufwirtschaft hat alles einen Nutzen. Doch Permakultur funktioniert nicht nach Schema F. – Perrine entwickelt jedes Jahr neue Strategien und Kombinationen, nach denen er die Pflanzen anordnet. Allseits beliebte Kombinationen sind, wie gesagt, Basilikum und Tomaten aber auch Fenchel und Erdbeeren.

Funktioniert Permakultur auch in sehr trockenen Regionen? 

Jap! Egal, ob man in Österreich, Frankreich, Australien oder in ausgelaugten Regionen Afrikas lebt. Man kann überall nach dem Konzept der Permakultur anbauen. Gerade ausgelaugte, trockene Gegenden profitieren immens von dieser Form des Anbaus. Durch die dichte Bepflanzung des Bodens verdunstet nämlich weniger Wasser und auch bei extremer Trockenheit sind somit hohe Erträge möglich. In Zukunft wird es hunderttausende Klimaflüchtlinge zu uns treiben. Mit der Permakultur könnte man gegensteuern und diesen Menschen in ihren Herkunftsländern helfen.

„Mit unserer Farm wollen wir zeigen, dass es möglich ist, eine wachsende Bevölkerung zu ernähren und gleichzeitig den Planeten zu heilen.“ – Perrine Hervé-Gruyer

Das war nun ein wirklich winziger Einblick in die Permakultur. Ich stehe selbst noch am Anfang meiner Recherchen. Lasst uns unbedingt – wenn möglich – die Richtlinien der Permakultur beim Anbau beherzigen und ganz vielen Menschen davon erzählen, den Gedanken hinter der Permakultur verbreiten! Einfach jeder profitiert davon. Es gibt höhere Erträge, eine Förderung der Artenvielfalt, der Bodenfruchtbarkeit und noch dazu funktioniert all das auf kleinem Raum und in extrem trockenen Gebieten. Teure Geräte? Braucht man meist nicht, denn das meiste wird mit der Hand erledigt. Genial! Die Anbauform der Zukunft eben.

„Permakultur ist eine Kultur, in der nachhaltige Lebensformen und Lebensräume unterstützt, entworfen und aufgebaut werden. Diese sollen für die Natur und die Menschen eine dauerhafte Lebensgrundlage sichern: ökologisch, ökonomisch und sozial.“ – permakultur.de

 

 

Online gibt’s haufenweise Info zu Permakultur, zB. auf www.permakultur.de.

Auf Instagram kann ich euch den Account cumnatura_permakultur empfehlen.

In der Doku „Tomorrow“, die ganz großartig ist und viel Hoffnung gibt, wird ein Hof vorgestellt, der nach den Konzepten der Permakultur bebaut wird.

 

Quellen:

permakultur.de

Aktuelles Werde-Magazin: „Mehr Bio für Bienen“

 

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3 Comments

  • Reply Wiebke Ritter 28. Juli 2019 at 12:44 pm

    Liebe Justine,

    ich finde es wunderbar, dass du nun über Permakultur schreibst 🙂 Ich bin in Südamerika damit in Berührung gekommen und war sofort fasziniert. Habe in einigen Projekten gearbeitet und einen Kurs absolviert und wurde durch deinen Beitrag gerade wieder daran erinnert, dass ich das Konzept hier in Deutschland weiter verfolgen wollte – durchs Studium kam das etwas zum erliegen. Ich glaube, ich werde an unserer Uni eine Initiative starten um das Konzept bekannt zu machen und zusammen zu gärtnern.
    Danke, für den Gedankenanstoß.

    Alles Liebe, Wiebke

  • Reply Katharina 28. Juli 2019 at 8:31 am

    Oh wie spannend, danke für den guten Artikel. Ich hab gleich noch weitergeguckt und bei der ARD einen netten Kurzbeitrag zum Thema und den Herve- Gruyers gefunden:

    https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/videos/permakultur-video-100.html

    Liebe Grüße, Katharina

  • Reply Ursula 26. Juli 2019 at 11:44 am

    Liebe Justin, ein soooo wichtiger Beitrag. Ich hoffe, viele lesen und teilen Deine Begeisterung für die Permakultur. Auf kleinstem Raum anfangen, das gelingt Jeder, Jedem. Übrigens: Birgit Schattling in Berlin hat im 6. Stock einen Balkon. Darauf hat sie Wunder vollbracht. Man findet sie im Netz. Herzlich grüsst Ursula

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