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MoneyTalk #2: So geht nachhaltiges Investieren (+ step by step Anleitung!)

Disclaimer: Dieser Beitrag ist kein Aufruf dazu, bestimmte Aktien, Fonds/ETFs, usw. zu erwerben. Dieser Beitrag ersetzt keine eigenen Recherchen. Ich bin keine Finanzexpertin. Ich gebe weiter, was ich herausgefunden habe und zum Thema denke. Hinterfrage gerne alles, was ich schreibe.

Part #1

Bitte lies erst Teil eins, bevor du dir diesen Beitrag zu Gemüte führst. In Teil eins spreche ich darüber, warum es Sinn macht, sein Geld zu investieren, als es auf dem Konto weniger werden zu lassen (Stichwort Inflation), dass Investments auch mit kleinem Kapital auf lange Sicht große Gewinne bringen können, was nachhaltiges investieren bedeutet, welche Vorteile und Nachteile es hat, erzähle von meiner persönlichen Geldgeschichte und bringe auch Altersarmut und einige erschreckende Fakten dazu auf den Tisch, wie dass bspw. 75% der Frauen später unter 400€ Rente erhalten. Ich rechne außerdem die ein oder andere Sache vor, zeige, was passiert, wenn man 50€ pro Monat langfristig investiert, erkläre, warum Expert*innen empfehlen, besonders breit zu streuen, usw.

Part #2

In diesem zweiten, praktischen Teil geht es um die konkrete Umsetzung. Was muss ich tun, bevor ich investiere? Wo finde ich Infos zu nachhaltigen Investments? Wie baue ich mir ein solides Wissen im Finanzbereich auf? Und vieles mehr. Das ist sozusagen der Beitrag, den ich mir für meine Anfänge im Universum des (nachhaltigen) Investierens gewünscht hätte.

Springe direkt zu #5 vor, wenn du die Infos drum herum nicht brauchst und dich nur für nachhaltigeres Investieren interessierst. Viel Spaß!

How to get started?

So, in Teil #1 wurde genug gequatscht. Ich hoffe ich konnte verdeutlichen, dass es Sinn macht, sein Geld clever anzulegen und ein Vermögen aufzubauen. Ich bin jedenfalls total im Investment-Fieber und bin dankbar, dass ich gefühlt spät, aber auf die Länge meines Lebens gerechnet sehr früh, mit dem Investieren begonnen habe. Es fühlt sich so gut an, endlich das Thema Finanzen, wovor ich mich so lange gedrückt habe, zu einer Priorität gemacht zu haben. Es macht mich selbstsicherer und birgt ein ganz neues Gefühl von Zukunftssicherheit.

#1 Vorbereitungen vor den ersten Investments: Überblick verschaffen

Bevor man investiert, muss man unbedingt seine Finanzen in Ordnung bringen bzw. einen guten Überblick erhalten. 

Frage dich:

Welche regelmäßigen Ausgaben habe ich pro Monat? 
Welche regelmäßigen Einnahmen habe ich pro Monat? 
Was wird da eigentlich alles von meinem Konto abgebucht?

Außerdem ist es wichtig, zu überlegen, wo man Geld sparen kann:

Ist mein Handy- oder Internetvertrag veraltet? Gibt es mittlerweile denselben Leistungsumfang für viel weniger Geld (bei einem anderen Anbieter)? Zahle ich für das Fitnessstudio, dass ich eh nie besuche, weil ich lieber joggen gehe? Wie viel Geld gebe ich sonst aus? Für Kleidung? Für Restaurantbesuche? Was davon ist mir wirklich wichtig? Wo könnte ich reduzieren?

Frage dich also, wo du sparen kannst und reduziere wenn möglich deine Fixkosten oder andere Ausgaben.

Hier macht es sehr viel Sinn, ein Haushaltstagebuch zu führen. Das kannst du nur ein paar Monate lang machen, um ein besseres Gefühl für deine unregelmäßigen Ausgaben zu erhalten, oder sogar für immer. Ich führe auch ein Haushaltstagebuch und manchmal bin ich echt erstaunt, wie sich das alles summiert, obwohl ich nur hier und da etwas gekauft habe. Das Haushaltstagebuch hilft ebenfalls einen Überblick zu erhalten oder aber gibt die Möglichkeit zu hinterfragen, ob diese Hose oder dieses Paar Ohrringe wirklich sein mussten. Ihr könnt euch eine Vorlage für ein Haushaltstagebuch bei Madame Moneypenny runterladen. 

Oh, Sidenote: Wusstest du, dass man nachweislich mehr Geld ausgibt, wenn man nicht mit Bargeld zahlt?

Ein bewusster Umgang mit Geld ist aber sowieso immer hilfreich, egal ob man investiert oder nicht. Sich einen Überblick verschaffen, eventuell die ein oder andere Ausgabe reduzieren, das ist eine wichtige Vorbereitung, bevor man sich an Investments wagt. 

#2 Vorbereitungen vor den ersten Investments: Schulden tilgen

Falls du Schulden hast, ist es unheimlich wichtig, diese erst abzubezahlen, bevor du investierst. Es gibt in verschiedenen Büchern oder online Hilfe dazu, wie man Schulden am besten abbezahlt. Wichtig ist natürlich, die Ausgaben so gering wie möglich zu halten, damit man so schnell wie möglich abbezahlen kann. Wenn du einen langfristigen Kredit abbezahlst ist das natürlich wieder etwas anderes.

#3 Vorbereitungen vor den ersten Investments: Notgroschen anlegen

In all den Podcasts, die ich gehört habe, wurde immer wieder der sogenannte „Notgroschen“ angesprochen. Madame Moneypenny, Finanzfluss und Co empfehlen alle anfangs erstmal Geld zur Seite zu legen. Wie hoch dieser Betrag ist, hängt von deinem Risikobedürfnis und deinen Lebensumständen ab. Sinnvoll ist beispielsweise einen Notgroschen im Wert von drei deiner Monatsgehälter anzusparen. Es können aber auch sechs Monate sein. Ich persönlich habe nicht so ein starkes Sicherheitsbedürfnis und habe keine sechs Monatsgehälter zurückgelegt. (Davon abgesehen, dass ich ohnehin keinen immer gleichen Gehalt bekomme.) Die Entscheidung, wie groß der Notgroschen ist, ist sehr individuell und natürlich auch von deinen regelmäßigen Ausgaben abhängig. Jedenfalls sind sich die meisten einig, dass ein Sicherheitspuffer sehr sinnvoll ist, damit man im Falle eines Jobverlusts, einer Autoreparatur oder Ähnlichem nicht auf das investierte Geld zurückgreifen muss. Denn wenn du unerwartet Geld brauchst, das Geld in deinem Depot aber vielleicht gerade weniger Wert ist (weil plötzliche Pandemie, wer weiß!) oder du deinen Vermögensaubau nicht gefährden willst, musst du vielleicht einen Kredit aufnehmen und das wäre wiederum eher ungünstig.

Jedoch widerspreche ich dieser Empfehlung auch gleich mal ein wenig: Ich hatte bis Anfang 2020 keine Möglichkeit einen Notgroschen von ein paar Tausend Euro anzulegen. No way! Aber ich hätte, wenn ich etwas cleverer mit meinem Geld umgegangen wäre, sicherlich ein paar Jahre lang jeden Monat 30€ investieren können und hätte somit innerhalb von sechs Jahren zumindest ein plus von einigen hundert Euro machen können und vor allem wäre der Grundstein für mein zukünftiges Vermögen gelegt worden.

Und noch eine Sache. Ich habe auch mit Alex über den Finanzpuffer gesprochen. Er hat da eine ganz andere Einstellung und findet „Scheiß auf die Regeln“, denn „Wenn ich danach gehandelt hätte, hätte ich bis jetzt keine Aktie gekauft“. Er hat mich auch daran erinnert, dass Menschen wie Madame Moneypenny eine gewisse Verantwortung tragen und somit wäre es einfach unseriös zu sagen “Investiere dein letztes Hemd“. Alex ist aber in allem etwas risikoreicher eingestellt, nimm dir also nicht unbedingt ein Beispiel an ihm.

Also, die Entscheidung, ob du einen Notgroschen anlegst und wie hoch dieser sein soll, liegt bei dir. Sinn macht es auf jeden Fall und sicherer ist es auch. Vielleicht wäre ein Kompromiss, dass du den Finanzpuffer gleichzeitig mit deinem Vermögen aufbaust, also beispielsweise jeden Monat 50€ für den Notgroschen zur Seite legst und 50€ investierst. Nur so eine Idee. Ich persönlich habe, wie gesagt, einen Notgroschen angelegt und bin dafür, es zu tun. Man weiß nie, was passiert.

Kleiner Abstecher: Was tun, wenn die Krise da ist? 

Schaut euch gerne mal die Kurse verschiedener Aktien und ETFs 2020 an. Fast alle oder alle sind rund um den März eingebrochen. Manche sogar sehr heftig. Alle, die ich angesehen habe, haben sich aber wieder gefangen und waren einige Monate später höher denn je. Man weiß nicht, wann die nächste Krise kommt, man weiß nicht, wen es besonders hart trifft, aber mein Plan ist auf jeden Fall, diese Krise durchzustehen und das Geld nicht rauszunehmen, sondern dann vielleicht sogar noch mehr zu investieren, wenn die Kurse niedrig sind und man die Steigerung während und nach der Krise mitnehmen kann. Klar, das ist eine Geduldsprobe deluxe, aber Corona wird nicht die letzte Krise gewesen sein und wenn man an der Börse investiert, muss man dafür gewappnet sein, dass früher oder später eine Krise kommt. Vor allem, da die meisten unter uns ja vorhaben slowly & steady ein Vermögen aufzubauen und ihr Geld eventuell jahrzehntelang anzulegen. Da ist es nur realistisch, eine Krise zu erwarten.

Auch deshalb ist es wichtig, vorher einen Notgroschen aufgebaut zu haben. Denn wenn man sein ganzes Geld investiert, dann eine Krise kommt und man dringend Geld brauchst, ist das investierte Geld vielleicht nur noch die Hälfte wert und man muss es mit Verlusten aus dem Depot lösen. Das wäre echt schade um das Investment und das Geld, was daraus noch hätte entstehen können. Deshalb: Vorsorgen.

#4 Wissen, Wissen, Wissen

Dieser Punkt ist besonders wichtig. Wenn du so viel über Finanzen und über’s Investieren weißt, wie ich bis letztes Jahr, dann weißt du wenig bis nichts haha. Zeit wird’s, das zu ändern.

Es gibt unheimlich viele Bücher und Podcasts, sowie Insta-Accounts und FB-Gruppen zum Thema Finanzen. Je nachdem, wie tief du einsteigen willst, kannst du auf unterschiedliche Quellen zugreifen. Fakt ist: Das Einzige, was dagegen hilft, kein*e Anfänger*in mehr zu sein ist die finanzielle Bildung. Keine Sorge, die Basics sind nicht wirklich kompliziert. Es kann sogar richtig viel Spaß machen, sich damit auseinanderzusetzen.

So habe ich mein Basis-Finanz-Wissen aufgebaut, verstanden, wieso es Sinn macht, zu investieren und den Aktienmarkt verstanden:

– Das Buch „Wie Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen“ von Madame Moneypenny als Hörbuch angehört (sogar 2x, perfekter Einstieg! Wobei schon viele Infos daraus in die zwei Beiträge geflossen sind.)

– FB-Gruppe von Madame Moneypenny durchstöbert

– Website von Madame Moneypenny durchstöbert

– einige Podcastfolgen von Madame Moneypenny angehört

– einige Podcastfolgen von Finanzfluss angehört

– einige Podcastfolgen von Finanzheldinnen angehört

– fast täglich den Podcast „Ohne Aktien wird schwer“ gehört (nur etwa 10 Minuten lang, man kommt gut in’s Thema rein, lohnt sich aber nur, wenn man schon ein Basis-Wissen hat, weiß, was der DAX ist, usw.)

– mit Menschen, die bereits investiert haben, ausgetauscht

– verschiedene Artikel zum Thema ETFs und Co gelesen

Bei den Podcasts ist es nicht notwendig, alle Folgen anzuhören. Einfach durchscrollen und alles anhören, was euch anspricht. So habe ich es gemacht und dadurch interessanten Input zu verschiedensten Unterthemen erhalten.

Neben dem Buch „Wie Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen“ von Madame Moneypenny, gibt’s noch viele andere spannende Bücher zu dem Thema. Da könnt ihr euch online schlau machen.

Ich finde es ganz einfach wichtig, dem Thema Finanzen und Investments einen Platz im Alltag einzuräumen. Das kann so lange sein, bis du einen Überblick hast und investiert hast, das kann aber auch noch weitergehen, falls du merkst, dass dich die Themen wirklich interessieren. 

Tipp: Abonniere doch ein paar Finanzmenschen auf Instagram, damit du täglich kurz in Kontakt mit dem Thema Finanzen kommst und somit vielleicht schneller die eventuell vorhandene Scheu dem Investieren gegenüber verlierst.

Wie ihr seht, habe ich erst, nachdem ich einiges an Wissen über die Podcasts angehäuft hatte, und verstanden hatte, wie die Sache läuft, explizit nach nachhaltigen Investments gesucht. Denn was bringt es mir, nachhaltige ETFs und grüne Aktien zu suchen, wenn ich weder weiß, was Rendite ist, noch was ETF überhaupt bedeutet, geschweige denn sonst eine Ahnung habe. Zugegeben, mit diesem Beitrag serviere ich einige Infos auf dem Silbertablett, die ich als absolute Neueinsteigerin aus vielen Stunden Podcast und Hörbuch gezogen habe, aber dieser Artikel ist dennoch kein Ersatz für eigene Recherchen. Ich bin kein Finanzprofi und will nicht verantwortlich für deine Geldanlagen gemacht werden. Do your research und dann geht’s los!

#5 Wo finde ich nachhaltigere ETFs und Aktien?

Auf meiner Suche nach nachhaltigen ETFs wurde ich schnell ernüchtert. Sehr schnell sogar. „Nachhaltig“ nennen sich viele, aber sie entsprechen nicht dem, was ich unter Nachhaltigkeit verstehe.

Aber was habe ich erwartet? Dass es dutzende Fonds/ETFs gibt, die alle grüner als grün und vollgepackt sind mit veganen Bio-Lebensmittelfirmen, nachhaltigen Fair Fashion Ketten, grüner Energie und Recycling-Unternehmen?

Es gibt sehr viele, bestimmt sogar wenige hunderte Fonds/ETFs, die als nachhaltig bezeichnet werden. Ich bin mit meiner Recherche, all diese Fonds/ETFs genauer zu scannen, noch lange nicht durch. Denn wenn man herausfinden will, ob man in einen Fonds/ETF investieren will und sichergehen möchte, dass die einzelnen enthaltenen Firmen im Portfolio zu seinen Vorstellungen passen, ist das eine verdammt mühsame Arbeit. Ich werde mich nach und nach durcharbeiten, habe meine ersten Investments aber sowieso schon getätigt und bin daher nicht in Eile. Denn ich habe mich dazu entschieden, vorab nur in sehr wenige ETFs zu investieren und den Rest in viele einzelne Aktien zu stecken, sodass ich mir auf Dauer sozusagen meinen eigenen ETF aufbaue. Das mag gegen die Meinungen von all den Expert*innen gehen, die dafür plädieren so breit gestreut wie möglich anzulegen und das eben am besten in mehreren ETFs zu tun, deren Portfolios dann insgesamt viele tausende Firmen beinhalten. Ich will die Sache nach meinen Werten angehen, weshalb ich diese Entscheidung getroffen habe. Parallel werde ich weiterhin Recherche in Sachen ETFs betreiben und sicherlich noch das ein oder andere finden, in das ich langfristig anlegen möchte. Vielleicht geht diese Strategie nach hinten los, vielleicht ist sie naiv, aber ich fühle mich vorerst sehr wohl damit.

Fakt ist auch, es sieht zwar noch etwas dünn aus in Sachen nachhaltigen Investments, aber schon so viel besser als noch vor ein paar Jahren. Unsere Welt ist im Wandel und dieser wird sich mit Sicherheit auch an börsennotierten Unternehmen abbilden. Ich freue mich, wenn es noch mehr wirklich nachhaltige Firmen an die Börse schaffen und es somit auf Dauer mehr Möglichkeiten gibt, wirklich nachhaltig und wirklich breit zu streuen.

Nachhaltige ETFs? Oder doch schlichtes Greenwashing?

Die ETFs/Fonds, die ich genau unter die Lupe genommen habe, teilen sich folgendermaßen auf: Manche sind nicht mehr als banales Greenwashing. Sie enthalten nachhaltige Firmen und dann aber auch Konzerne wie Toyota, Adidas, Procter & Gamble und weitere. Ich meine Danone an erster Stelle im Portfolio im Triodos Pioneer Impact Fund, der Innovation und Nachhaltigkeit verspricht? WTF! Der Deka Oekom Euro Nachhaltigkeit klingt auch gut, hat aber unter anderem BMW und Inditex (Zara!) im Portfolio. Verrückt! Ein anderes gutes Beispiel ist der iShares MSCI World SRI ETF, der mir in vielen Artikeln zum Thema „nachhaltiges Investment“ empfohlen wurde. Wer weiß, ob da weinen oder lachen angebrachter ist, aber im Portfolio sind neben ein paar grünen und ein paar semi grünen Aktien auch Pepsi, Walt Disney, Microsoft, Nike, Loreal, Nintendo, Beiersdorf (dazu gehören bspw. Nivea und Eucerin), Proctor & Gamble und viele weitere vertreten, die schlicht und einfach nichts mit Nachhaltigkeit am Hut haben.

Guter Ansatz, aber grün genug, damit ich mein Geld reinstecke?

Am sympathischsten ist mir aktuell der iShares Global Clean Energy UCITS ETF (ISIN: IE00B1XNHC34), der überwiegend auf Wind- und Solarkraft setzt und das mit relativ strengen Kriterien. 

Bei einigen anderen, wie bspw. den GLS Fonds, insbesondere beim Klimafonds und beim Murphy & Spitz Umweltfonds (ISINLU0360172109) sehe ich auch echte Bemühungen in Richtung Nachhaltigkeit. Also nicht alles ist einfach nur Greenwashing, sondern manches gibt auch echt Hoffnung.

So richtig nachhaltignachhaltig sind aber viele der enthaltenen Marken trotzdem nicht. Das liegt zum Teil daran, dass sie tatsächlich nicht nachhaltig sind, und zum Teil daran, dass eben auch oft Unternehmen im Portfolio drin sind, die bspw. auf Medizintechnik spezialisiert sind. Dann frage ich mich: Will ich in einen ETF investieren, der auch eine Firma beinhaltet, die Medizintechnik macht? Ist das eigentlich ne gute Sache? Ist das ne schlechte Sache? Oder ist das einfach neutral? 

Nachhaltig*er, ethisch korrekt*er oder sozial*er?

Nachhaltige ETFs/Fonds wollen breit streuen, weshalb meist Unternehmen aus verschiedenen Branchen im Portfolio enthalten sind. Bereiche die abgedeckt werden sind meist erneuerbare Energien, wohnen und nachhaltiges bauen, Ernährung, Mobilität und Transport, Papier & Forstwirtschaft, Handel & Konsum, Information & Kommunikation, Natürliche Ressourcen und Recycling u.a. Wobei sich da bei näherer Recherche die Frage stellt, was genau unter bspw. „nachhaltiges bauen und wohnen fällt“.

Denn Fakt ist doch, Fonds/ETFs schlicht „nachhaltig“ zu nennen, ist oft eine falsche Herangehensweise. Richtig wäre eher „ethisch korrektER“, „nachhaltigER“, „innovativER“ oder eben „frei-von-ETFs“, denn viele ETFs haben sehr strenge Kriterien und haben eben tatsächlich keine Firmen im Portfolio, die etwas mit Rüstung, Kohle, Öl, Pornografie und Kinderarbeit zu tun haben. Das ist ein guter Anfang aber reicht das? Denn da gibt’s immer noch den Umweltschutz, faire Behandlung von Mitarbeiter*innen und vieles mehr. Denn rufen wir uns nochmal den iShares MSCI World SRI ETF in Erinnerung. Das ist ein typischer „frei-von-Kohle-Rüstung-Glücksspiel-Gentechnik&Co-ETF, bei dem eben dieser Ansatz nicht mal annähernd genug ist, da große Firmen enthalten sind, die nichts in einem grüneren ETF verloren haben, wie eben Pepsi, Beiersorf, Nintendo & Co.

Ein Beispiel für einen „frei-von“-Fonds, der soweit ich weiß kein Greenwashing betreibt ist der BL-EUROPEAN SMALLER COMPANIES B EUR ACC (ISIN: LU0832875438), der von cleanvest 10/10 Nachhaltigkeitspunkte erhält. Hier sind eben einige dieser Unternehmen enthalten, die ich nicht als direkt nachhaltig einstufe, die aber auch nicht mit Nestle und Co. vergleichbar sind. Das ist bspw. Die CompuGroup Medical SE & Co. KGaA. Das „ist eines der führenden eHealth-Unternehmen in Europa. Das Unternehmen hilft durch seine Software und Kommunikationslösungen Ärzten, Zahnärzten, Krankenhäusern, Verbünden und Netzen sowie sonstigen Leistungserbringern bei der Organisation ihres Workflows, bei der Diagnose und bei der Therapie.“ (www.finanzen.net ) Klingt gut bzw. neutral, aber passt das zu meinem Portfolio?

Ich musste mich erst einmal daran gewöhnen, dass solche Firmen allgemein als sehr nachhaltig eingestuft sind, denn das war nicht das, was ich vor meinen Recherchen erwartet habe. Fakt ist, der eben erwähnte Fonds ist frei von Kinderarbeit, verletzt nicht die Rechte indigener Völker oder den Artenschutz, ist frei von Öl, Gas, Kohle, Atomenergie, Waffen, hat hohe Investments in Bildung und Gesundheit und grüne Technologien. www.cleanvest.org hat da nämlich sehr strikte Kriterien. 

Viele stellen ihre Fonds also kaum nach Positivkriterien, sondern eher nach Ausschlusskriterien zusammen. Und da kommt’s eben darauf an, wie streng und umfassend diese Kriterien sind. Wobei ich mir sicher bin, dass sich auch hier in Zukunft etwas ändern wird und „menschenunwürdige Arbeitsbedingungen“ ein genauso wichtiges Ausschlusskriterium wie „Rüstungsindustrie“ sein kann.

Grünes Signal senden – ist das genug?

Sollte man sich vorerst mit semi nachhaltigen ETFs zufriedengeben, weil es ein Zeichen in Richtung grünere, nachhaltigere, ethisch korrektere Welt sendet? Weil es eine grünere Anlage ist, als sie 95% der Menschen an der Börse tätigen, die auf Konzerne wie Amazon, Alibaba und Co setzen? Oder sollte man eben genau das nicht tun? Wie groß darf der Kompromiss sein, damit es überhaupt noch als grünes Investment durchgeht?

Was willst du? Was bedeutet nachhaltiges Investieren für dich?

Wenn ich eins gemerkt habe, dann dass man sich beim nachhaltigeren Investieren viele Fragen stellen und gleichzeitig Antworten finden muss. Will ich, dass ein Bio-Unternehmen in meinem ETF ist, das aber nicht vegan ist? Und viele, viele mehr!

Frage dich also: Was ist Nachhaltigkeit für dich? Was willst du? Ausschließlich Investments in grüne Energien? Oder nur in soziale Projekte? Oder darf es doch breiter gefächert sein? Was ist dir wichtig? Kannst du einen Kompromiss eingehen? Wie groß oder klein ist deine Risikobereitschaft? 

Ich gebe dazu weiter unten ein vages Fazit und werfe noch ein paar mehr Fragen und Denkanstöße in die Runde haha.

Best-in-class-Modell

Will ich das grünste Unternehmen einer Branche im Portfolio haben, dass deutlich nachhaltiger ist als Mitbewerber*innen aber deshalb noch lange nicht wirklich nachhaltig ist (das nennt sich übrigens best-in-class-Modell)?
Womit kann ich leben? Da die Auswahl an nachhaltigen Unternehmen bzw. Fonds/ETFs an der Börse noch nicht so groß ist, kann man also auch folgendermaßen vorgehen: Wer ist der/die grünste im Bereich X? Und dann dort investieren.

Davon lassen wir uns doch nicht unterkriegen!

Ich weiß, das klingt ernüchternd. Ich hätte euch gerne eine Liste mit 10 super sustainable ETFs hingeknallt und gesagt: „Die hab ich durchleuchtet, die sind tiptop!“

Aber so weit sind wir anscheinend noch nicht. Ich war deshalb kurz geknickt, aber an meinem Wunsch, langfristig zu investieren, eine Altersvorsorge aufzubauen, mich weiterhin mit Finanzen und Aktien zu beschäftigen hat es letztendlich gar nichts verändert. Ich bin unheimlich froh, dass ich dieses Thema endlich angegangen bin. Und auch wenn ich (vorab!) nun doch etwas weniger breit gestreut investiere als geplant, fühlen sich die Investitionen sehr gut an.

Wenn dich alles, was ich bisher zum Thema geschrieben habe, motiviert hat, dich mit deinen Finanzen auseinanderzusetzen oder wenn du es ohnehin vorhattest und nur noch einen Schubser gebraucht hast, dann lass dich nicht davon entmutigen, dass nachhaltiges Investieren ein wenig mehr Recherche benötigt und ein paar mehr Fragen aufwirft, als konventionelles Investieren. Denn am Ende wird sich in den kommenden Jahren wie gesagt mit Sicherheit einiges tun und bis dahin kannst du ja trotzdem schon einmal mit dem Investieren beginnen.

Und wenn ihr euch nun vollends überfordert fühlt: Es gibt seriöse Berater*innen, die euch im Bereich nachhaltiges Investment beraten können. Also, keine Sorge, es gibt immer einen Weg, wenn man nur will.

Mein Fazit zu den Fonds/ETFs

Abgesehen davon, dass ich mich mit meiner Entscheidung wohlfühle, (erstmal) nicht so stark wie geplant auf viele breit gestreute ETFs zu setzen, bin ich ehrlich gesagt hin- und hergerissen, was ich von den semi grünen Fonds/ETFs nun halten soll. Ich habe in den letzten Wochen bei meinen Recherchen so viel geschimpft und mich echt aufgeregt. Aber um wieder zum Boden zu kommen: Diese Fonds/ETFs sind nicht perfekt, aber halt trotzdem um Welten besser als all die konventionellen Fonds/ETFs. Das ist klar. Die Frage ist nur, reicht dieser Best-in-class-Ansatz? Fühle ich mich damit wohl? Ich kann es gerade noch nicht beantworten, ich weiß es ehrlich nicht. 

Vielleicht geben viele der Fonds/ETFs einfach ihr Bestes, so breit wie möglich und nachhaltig wie möglich zu streuen und mehr ist zum aktuellen Zeitpunkt nicht umsetzbar, weil die Auswahl an ernsthaft nachhaltigen, börsennotierten Unternehmen begrenzt ist? Ja und nein – man kann sich’s halt auch schön reden, Justine. Aber mal im ernst, ein echtes Fazit kann ich dazu aktuell nicht geben. 

Wenn wir Ökos dort nicht investieren, wer dann?

Hier kommen dennoch ein paar Gedanken dazu, die dir die Entscheidung vielleicht erleichtern: Auch wenn diese ETFs nicht perfekt nachhaltig sind, sind sie deutlich grüner, als das, worin über 95% der Menschen investieren und das sendet ein Signal in eine gute, grüne, innovative Richtung. Es muss doch irgendwer in den GLS Klimafonds investieren, damit er besser werden kann und wenn nicht die Ökos, wer dann? Und überhaupt kann man sich, gerade an GLS und Co, wenden und Feedback über die Zusammenstellung geben. Wenn das viele machen, wer weiß? 

Eins noch: Unser Leben ist grün, aber nicht perfekt. Darf unser Aktiendepot das widerspiegeln, oder muss man hier nach „höherem“ streben?

Es ist eine Tatsache, dass sich viel im Bereich der nachhaltigen Investments getan hat und das wird es sicherlich in Zukunft auch. Ich werde den Markt jedenfalls weiter beobachten und bin gespannt auf das, was kommt. Ich halte euch auf dem Laufenden, versprochen!

Do your research

Die verlinkten Listen sind ein guter erster Anhaltspunkt, um mit der Recherche zu beginnen. Im Endeffekt muss man dann jeden Fonds/ETF online suchen, anschauen, welche Firmen enthalten sind und dann eine Entscheidung treffen. Ich weiß, das klingt mühsam, aber auf eine Art macht’s auch total Spaß! Und man muss ja nicht alle durchschauen. Und bitte beachte die erwähnten Unterschiede von aktiven Fonds und ETFs und informiere dich über die anfallenden Gebühren.

Hier kommt ihr zu Cleanvest.
Hier kommt ihr zu der Liste der getesteten ETFs/Fonds von Ecoreporter
Hier kommt ihr zu den Fonds/ETFs, die mit dem FNG-Siegel ausgezeichnet sind.
Hier kommt ihr zum Faire Fonds.

Manchmal kann man die Liste der enthaltenen Firmen direkt als PDF auf der Seite des Fonds/ETFs herunterladen. Ansonsten kann man bei www.finanzen.net einen ersten Blick auf’s Portfolio werfen – runter scrollen unter „Holdings“. Oft kann man schon auf einen Blick erkennen, dass Firmen enthalten sind, in die man nicht investieren möchte.

Vielleicht findest du bspw. unter den Listen beim Ecoreporter gleich sieben ETFs interessant und meinst, dass sie zwar nicht perfekt nachhaltig sind, aber sich zumindest deutlich in Richtung Nachhaltigkeit bewegen und du dich damit wohlfühlst, dort zu investieren. Die persönlichen Kriterien sind mit Sicherheit sehr unterschiedlich und was für den einen schon Greenwashing ist, ist für die andere noch „gute Schritte in die richtige Richtung“. Natürlich spielt da auch die Risikofreudigkeit mit rein, denn wir erinnern uns: Je breiter gestreut wird, desto niedriger das Risiko. Ein kleines Risiko bleibt natürlich immer, egal wie breit mensch streut.

Zu beachten ist bei den ETFs auch, ob sie „ausschüttend“ oder „thesaurierend“ sind. Vielleicht wundert ihr euch, warum es beispielsweise mehrere GLS Klimafonds gibt. Einer der Unterschiede liegt in der Ausschüttung bzw. im Thesaurieren. Thesaurierende Fonds investieren die Dividenden wieder und zahlen sie nicht aus. Das macht bei einer langfristigen Geldanlage Sinn. Wenn man jedoch nach dreißig Jahren, in denen man mit ETFs ein Vermögen aufgebaut hat, an das Geld ran will, ist es wiederum sinnvoll auf Fonds umzuschichten, die Dividenden nicht reinvestieren, sondern tatsächlich auszahlen. Das ist klüger, als die ETFs nach und nach zu verkaufen.

Nachhaltigere Aktien 

Das sind Aktien zu den Themen IT-Lösungen im öffentlichen Personenverkehr, Biogas, Tencel, Fleischalternativen, Solarenergie, Windenergie, Wasserstoff, grüne Vermögensberatung, ökologische Dämmstoffe, Hersteller von Solarmodulen, medizinisches Hanf, uvm.

Für mich hat sich herausgestellt, dass es einige wirklich super, super grüne Aktien gibt, wie bspw. Lenzing und einige, die ziemlich grün sind, wie Mayr-Melnhof, was der weltweit größte Produzent von gestrichenem Recyclingkarton ist und einen Recycling-Anteil von überzeugenden 80% vorweist (aber halt nicht 100%). Das ist für mich persönlich aber völlig in Ordnung. Manche, wie Airbnb oder Aphria (medizinisches Marihuana) habt ihr in der Liste vielleicht nicht erwartet, aber ich will mich trotz der Umstände so breit wie möglich aufstellen und finde beide Themen interessant und vor allem auch für die Zukunft spannend. Das Wachstum der erneuerbaren Kapazität soll übrigens in den kommenden Jahren bei Solar am stärksten sein, hier lohnt es sich also auch nochmal intensiver Recherche zu betreiben.

Es sind auch einige deutsche und sogar zwei österreichische Unternehmen mit von der Partie. Ihr erkennt das Land an der ISIN. Die ISIN ist die Nummer, die ihr bspw. auf der Seite finanzen.net eingeben könnt, um euch den Aktienkurs der Aktie anzusehen. Aktien und ETFs, die euch interessieren, bei denen ihr die Kurse beobachten wollt, könnt ihr in einer Watchlist in einer Aktien-App speichern.

Einige Beispiele für grünere Aktien

Abo Wind AG – ISIN: DE0005760029

Airbnb – ISIN: US0090661010

Aphria – ISIN: CA03765K1049

Aventron AG – ISIN: CH0023777235

Ballard Power Systems Inc. – ISIN: CA0585861085

Beyond Meat – ISIN: US08862E1091

Canopy Growth – ISIN: CA1380351009

Burcon Nutrascience Corp. – ISIN: CA1208311029

China Longyuan Power Group Corp Ltd – ISIN: CNE100000HD4

Clearvise AG – ISIN: DE000A1EWXA4

Cropenergies AG – ISIN: DE000A0LAUP1

Daldrup & Soehne AG – ISIN: DE0007830572

Encavis AG – ISIN: DE0006095003

Energiekontor AG – ISIN: DE0005313506

Envitec Biogas – ISIN: DE000A0MVLS8

2G Energy AG – ISIN: DE000A0HL8N9

FuelCell Energy – ISIN: US35952H6018

Init Innov.In Traffic Syst.SE – ISIN: DE0005759807

IVU Traffic Technologies AG – DE0007448508

Lenzing AG – ISIN: AT0000644505

Mayr-Melnhof Karton AG – ISIN: AT0000938204

Meyer Burger – ISIN: CH0108503795

Nel Asa – ISIN: NO0010081235

Nordex SE – ISIN: DE000A0D6554

Oekoworld AG – ISIN: DE0005408686

Ormat Technologies Inc. – ISIN: US6866881021

Pne AG – ISIN: DE000A0JBPG2

SolarEdge – ISIN: US83417M1045

Steico SE – ISIN: DE000A0LR936

Tilray – ISIN: US88688T1007

Umweltbank – ISIN: DE0005570808

Verbund AG – ISIN: AT0000746409

Vestas Wind Systems AS – ISIN: DK0010268606

Weleda – ISIN: CH0004960180 (viel zu teuer, leider!)

Xinjiang Goldwind Science & Technology Co., Ltd. – ISIN: CNE100000PP1

7C Solarparken AG – ISIN: DE000A11QW68

Grünes Crowdfunding

Wenn ihr Interesse habt, könnt ihr euch auch in’s Thema grünes Crowdinvesting einlesen. Das finde ich sehr, sehr spannend. Ecolingo ist bspw. eine Plattform, bei der man als Privatanleger*in in Solarenergieprojekte in den Schwellenländern investieren kann. Eine ebenfalls interessante Plattform ist Green Rocket. Es gibt noch ein paar mehr!

Seiten/Podcasts, die über nachhaltiges Investment schreiben/sprechen:

www.cleanvest.org
www.ecoreporter.de
www.nachhaltig-investieren.com
www.geldmarie.org
www.finanzoptimist.com
Buch: Grünes Geld von Max Deml
uvm.

Grünes Geld: Nachhaltig investieren, so geht’s! – Madame Moneypenny

Genießt die Informationen, wie gesagt, immer mit Vorsicht und recherchiert selbst. Ihr werdet merken, dass die allgemeine Auffassung von „Nachhaltigkeit“ sehr, sehr unterschiedlich ist und Next Level Greenwashing betrieben wird.

#6 Ziel und Strategie

Wie weiter oben erwähnt, empfehle ich, so breit gestreut wie möglich und vor allem langfristig zu investieren, insofern du keine Karriere als Trader*in planst. Das empfehle nicht nur ich, das empfehlen vor allem Expert*innen weltweit. Das ist die riskoärmste Art zu investieren und wohl auch mit die cleverste. Decke also bestenfalls so viele Branchen wie möglich ab. Bei dieser Art des Investierens geht es nicht darum, täglich die Kurse zu checken, sondern auf das langfristige steigen der Kurse zu setzen. 

Du hast dir einen Überblick über deine Finanzen verschafft? Check!
Du hast unnötige Ausgaben eliminiert oder Ausgaben gesenkt? Check!
Du hast mögliche Schulden getilgt? Check!
Du hast Dein Wissen zum Thema Finanzen auf Vordermann gebracht? Check!
Du fühlst dich wohl mit der Entscheidung, zu investieren? Check!
Du hast dich mit dem Thema Notgroschen auseinander gesetzt? Check!
Du weißt alles, was du über nachhaltige Aktien und Fonds/ETFs wissen musst? Check!

Dann wird’s Zeit, sich ein Ziel zu setzen, genau festzulegen, wie viel du monatlich investieren magst (oder wer kann auf einmal) und wie lange – also schlichtweg einen Plan mit Weitsicht aufzustellen. Außerdem gilt es natürlich zu entscheiden, ob du kurzfristig oder langfristig investieren magst, in Aktien und/oder in ETFs, passiv oder aktiv, usw.

Ein Sparplan hilft dir übrigens, dass monatlich eine gewisse Summe in deine ETFs fließt, ohne dass du immer daran denken musst. Du findest bspw. bei Madame Moneypenny oder Finanzfluss viele Hilfestellungen zum Thema Sparplan. Oder einfach hier die Schritt-für-Schritt-Anleitung von justETF ansehen.
Hier kannst du außerdem ausrechnen, wie viel Geld in etwa in bspw. 20 Jahren auf deinem Depot sein wird, wenn du monatlich Summe X investierst. Da kann man gut sehen, dass jedes Jahr mehr, jedes Prozent Rendite mehr, jeder Euro mehr auf lange Sicht einen riesengroßen Unterschied machen.

Stelle dir hier Fragen, wie z.B.:

Möchte ich für eine Altersvorsorge sparen?
Möchte ich für eine besondere Anschaffung (bspw. Hausbau) sparen?
Möchte ich mittelfristig eine bestimmte Lebensphase finanzieren?
Möchte ich schlicht und einfach langfristig ein Vermögen aufbauen?

Finde also unbedingt heraus, welcher Anlagetyp du bist, und wie risikoreich du investieren willst. 
Banales Beispiel: In fünf einzelne Aktien in einer Branche investieren = risikoreich.
In viele ETFs in verschiedenen Branchen investieren = weniger risikoreich.

Schau dich auch gerne nochmal auf der Seite von Madame Moneypenny um, da wirst du auch richtig gut abgeholt, wenn du nicht genau weißt, was als nächstes zu tun ist. Außerdem gibt’s von Finanzheldinnen eine Hotline. Vielleicht können sie dir weiterhelfen.

Wenn du dich trotz allem nicht sicher genug fühlst, kannst du natürlich auch eine unabhängige Honorarberater*in zu Rate ziehen, der/die bestenfalls auf Nachhaltigkeit spezialisiert ist und mit ihr/ihm einen Plan aushecken. Jedoch gibt es auch viele, die kostenlos beraten und hier ist Vorsicht geboten, denn deine Rendite, also deine Gewinne, werden deutlich kleiner ausfallen, weil gesalzene Provisionen abgezogen werden.

#7 Gar kein Geld? Zu viel Angst? Musterdepot!

Wirklich kein Geld? Kein Problem! Wenn du beispielsweise gerade dabei bist, deine Schulden abzubezahlen, wirst du mit dem Investment erst einmal warten. Das ist sinnvoll. Trotzdem ist es gut, diese Zeit zu nutzen, indem du dir Wissen aneignest und vielleicht sogar ein Musterdepot eröffnest. Mit einem Musterdepot kannst du so tun als würdest du Aktien oder ETFs kaufen, ohne echtes Geld dafür auszugeben. 

Diese Variante kann ebenfalls sinnvoll sein, wenn man sich noch nicht so richtig traut, echtes Geld anzulegen, und einfach mal „probieren mag, wie es so ist“. Man kann somit Entwicklungen beobachten, Ein Gefühl fürs Investieren bekommen, usw. 

#8 Jetzt geht’s aber los! Depot eröffnen 

Damit man Fonds/ETFs, Aktien und Co überhaupt kaufen kann, muss man ein Depot eröffnen. Das kann man bei unterschiedlichsten Banken tun. Die Gebühren sind bei Onlinebanken soweit ich weiß günstiger. Natürlich gibt’s auch nachhaltige Banken, bei denen man ein Depot eröffnen kann, wie bspw. die Umweltbank oder die GLS Bank. Hier gibt’s mehr dazu beim Ecoreporter.
Man muss sich dann mit Hilfe eines Videocalls oder eines post ident Verfahrens ausweisen. Deine Anmeldung wird geprüft und ein paar Tage später kannst du Geld von deinem Konto auf das Depot überweisen. Bitte bedenke, dass solche Vorgänge nicht gebührenfrei sind bzw. verschiedene Gebühren anfallen, deshalb ist es wichtig, die Banken vorher zu vergleichen. Wenn du dich entschieden hast, monatlich einen festgelegten Betrag auf dein Konto zu schießen, gibt es die Möglichkeit einen sogenannten Sparplan anzulegen, damit automatisch eine bestimmte Summe pro Monat in deine ETFs fließt. Achtung: Nicht alle ETFs sind bei allen „Brokern“ sparplanfähig und die Gebühren sind unterschiedlich hoch. Online kann man verschiedene Banken vergleichen. Es ist wichtig, sich einmal die Mühe zu machen, zu schauen, wo die Gebühren relativ niedrig sind bzw. wo die ETFs deiner Wahl überhaupt sparplanfähig sind.

Die Aktien, bzw. die ETFs dann tatsächlich kaufen ist auch einfach aber sieht natürlich von Bank zu Bank ein wenig unterschiedlich aus. Wichtig ist hier, nicht den Namen der Aktie einzugeben, sondern die Nummer der Aktie, nämlich die ISIN. Es kann nämlich sein, dass du, wenn du nur den Namen ins Suchfeld eingibst, die falsche Aktie oder den falschen ETF findest und dann falsch investierst. Mit der ISIN gehst du auf Nummer sicher.

Mein Fazit

Ihr Lieben, das waren zwei intensive Lektüren. Bravo, wenn du es bis hierhin geschafft hast. Es fühlt sich gut an, plötzlich einen kleinen Durchblick in Sachen Finanzen und Investments zu haben, oder? Und im Endeffekt klingt das doch alles gar nicht so schwer. Ich kann euch nur ermutigen, Ordnung in eure Finanzen zu bringen, falls das nicht bereits geschehen ist und dann beginnen, langfristig zu investieren. Es fühlt sich gut an, einen finanziellen Plan für die Zukunft zu haben und im Endeffekt ist alles halb so wild und viel weniger komplex, als man anfangs vermuten würde. Ganz nach dem Motto: Wenn ich das kann, kannst du es auch!

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7 Comments

  • Reply Axel 7. März 2021 at 6:53 pm

    Liebe Justine,

    mir geht es da wir Sina: Immer wieder gern als stiller Genießer dabei. DANKE

    Dieses Thema ist für mich eine Herzensangelegenheit:

    Ich verhalte mich (als ExBanker) seit Jahren selbstschädigend:
    Das von mir in meinem Berufsleben ersparte schwindet jährlich, da ich es nicht schaffe, eine Anlage zu finden, die einen Inflationsausgleich bietet und meinen Anlagekriterien genügt.

    Also bleibt nur, das kleinste Übel wählen, wenigstens Inflationsausgleich, aber der Bauch ist nicht zufrieden?

    Was wäre, wenn
    dies, letztlich unbefriedigende Ergebnis, nicht daran liegt, dass vielleicht noch Rechercheergebnisse fehlen, sondern schlicht die unvermeidbare Folge eines Fehlers in unserem Finanz- / Geld- Wirtschaftssystem?

    Was wäre, wenn
    – der Zinseszinseffekt nicht nur die erfreuliche Wirkung des Vermögensaufbaus, sondern auch eine gewaltige Schattenseite hat?
    Der gleiche Effekt also zwingend bewirkt, dass
    • unsere Wirtschaft immer wachsen muss?
    • dass die Reichen reicher und die Armen ärmer werden?
    • dass Umweltzerstörungen und Menschenrechtsverletzungen entweder aktiv betrieben oder zumindest für eine hohe Rendite in Kauf genommen werden, weil man sich ansonsten zumindest finanziell selbst schädigt?

    Geld ist in Bezug auf die Menschheitsgeschichte eine brandneue Erfindung. Unser System ist also alles andere als gottgegeben und wir dürfen (müssen!) als Menschheit noch lernen und dies angesichts der Klimakatasthrophe in einem extrem engen Zeitfenster und noch dazu nicht (mehr) auf der Ebene souveräner Staaten sondern als Menschheit weltweit.

    Warum also nicht eine „natürliche Wirtschaftsordnung“ mit „Freigeld und Freiland“ wie meines Wissens zuerst von Sylvio Gesell beschrieben?

    Noch ein Punkt:
    Die Hirnforschung hat herausgefunden: Alles was mit Geld zu tun hat, wirkt direkt in einem Gehirnbereich der auch bei Schmerz und Freude anspricht:
    Geld verlieren tut also weh und
    Geld gewinnen löst Freude aus.

    Um aber die gleiche Freude wieder auszulösen erwartet unser Lustzentrum aber schon etwas mehr als beim ersten Mal. Insofern stimmt es leider: Geiz ist geil.

    Und ein letzter Punkt:
    Geiz war einmal eine Todsünde und das Zinsen nehmen Wucher und strikt verboten. Unter Juden durfen keine Zinsen verlangt werden, im Christentum war der sogenannte Wucher vollends verboten. Wir Christen oder besser die Kirche hat das Zinsverbot und die Erlassjahrregelung der Bibel schnell über den Haufen geworfen, nur der Islam hält daran fest, kennt aber seine Umgehungsmöglichkeiten. Für mich total spannend.

    Entschuldige bitte, dass ich das komplexe Thema nicht noch kürzer fassen kann, dass ist eher Deine Kompetenz 😉

    Aber vielleicht ist es ja nicht zuviel gewesen und kann Deinen Appetit für eine erweiterte Recherche und / oder gern auch auf ein Gespräch anregen?

    Ich freue mich auf eine Reaktion, gleich wie.

    Herzliche Grüße
    Axel

  • Reply Mai Quynh 1. März 2021 at 1:13 pm

    Für mich kommt dein Beitrag zum Investieren, sogar nachhaltigem Investieren, zum richtigen Zeitpunkt! Ich bin auch gerade dabei mich da hineinzulesen und deine zwei Artikel zu dem Thema nehme ich direkt mit auf meine Ressourcen-Liste. Da ist viel Arbeit und Recherche dabei, die du bereits gemacht hast und interessierten Menschen gut als Ausgangslage dienen kann. Merci und viel Erfolg beim Investieren! 🙂

    • Reply Justine 3. März 2021 at 2:09 pm

      Liebe Mai, danke dir sehr! Das freut mich total und viel Erfolg beim investieren wünsche ich dir natürlich auch. 🙂 LG Justine

  • Reply Sina 27. Februar 2021 at 5:35 pm

    Wow! Bin ja sonst eher eine stille Mitleserin aber ich muss das mal loswerden. Vielen lieben Dank für deine ganze Mühe, dass so toll aufzubereiten und wirklich gut zu erklären. Das erleichtert den Einstieg total und ich weiß jetzt wie und wo ich mich weiter informieren kann und werde mich jetzt endlich daran machen. Das wollte ich schon so lange und habe es mich nicht getraut bzw. nicht gedacht, dass ich das verstehen werde… Nochmal vielen Dank für deine super Arbeit! Ich werde sicher noch öfter deinen Artikel durchlesen. Liebe Grüße Sina

    • Reply Justine 3. März 2021 at 2:08 pm

      Danke dir liebe Sina für dein Feedback, das freut mich total 🙂 Ich werde sicherlich hier und da auch mal ein paar Ergänzungen vornehmen. Hab ganz viel Freude beim recherchieren und investieren. LG Justine

  • Reply Ilsemarie 26. Februar 2021 at 9:57 pm

    Super tolle Infos Vielen Dank dafür und weiterhin viel Erfolg.

    • Reply Justine 3. März 2021 at 2:07 pm

      Danke dir Ilsemarie <3

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